Meine Gedanken zur finanziellen Freiheit

Ja ich weiß der Begriff ist langsam ausgelutscht. Man hört es ständig an allen Ecken insbesondere in der Finanzbubble. Ich habe mir aber nun einmal meine eigenen Gedanken dazu gemacht und nutze diese Seite dafür mich selbst zu reklektieren. Dabei versuche ich die Sache möglichst nüchtern und rational zu betrachten.

Disclaimer

Leider ist das notwendig weil die Wenigsten mein Impressum lesen. Alles was ich schreibe sind meine eigenen persönlichen Ansichten. Sollte ich irgendwelche Investitionsmöglichkeiten nennen so stellt das für dich keine Kaufempfehlung dar. Bitte mache dir immer deine eigenen Gedanken über ein Investment.

Umfrage

Ich hatte vor einigen Wochen bei Instagram eine Umfrage bezüglich des Themas finanzieller Freiheit gemacht. Ich wollte ganz einfach wissen „was ist für dich die Bedingung um fianziell frei zu sein bzw. dich finanziell frei zu fühlen“. Die Antworten waren so vielfältig wie wir Menschen nun einmal sind. Es wurden verschiedene Zahlen genannt aber auch Grundsätzliches, zum Beispiel das Kosten für Krankenversicherung, Miete etc. durch dauerhaft abgedeckt sind. Alles im Allen ein sehr interessantes Ergebnis weswegen ich mich entschlossen habe meine Sicht der Dinge darzulegen.

Was ist finanzielle Freiheit?

Ich denke du stimmst mit mir überein wenn ich sage, dass die finanzielle Freiheit nichts absolutes ist und für jeden Menschen etwas anderes bedeutet. Wir leben vielleicht in unterschiedlichen Ländern mit unterschiedlichen Kostenstrukturen für das tägliche Leben. Oder der eine ist Single und lebt noch Zuhause bei seinen Eltern der Andere im Gegenteil ist verheiratet und hat Kinder. Für mich lässt sich das Ganze aber abstufen und es gibt dafür Schritte die man qualitativ beschreiben kann.

StufeBeschreibung
finanzielle SicherheitIch habe ein Geldpolster. Dies entspricht einer bestimmten Anzahl meiner regulären Monatsgehälter. Es kann sich zum Beispiel um 3 Monatsgehälter oder 6 Monatsgehälter handeln. Hauptsache ich fühle mich wohl (sicher) damit. Plötzlich anfallende und nicht vorherzusehenden Kosten kann ich damit abfedern.
finanzielle UnabhängigkeitDie Erträge aus meinem angelegten Kapital decken alle meine monatlichen Fixkosten (Miete, Strom, Wasser, Auto, Versicherung etc.). Ich kann sogar die Ausgaben für Lebensmittel damit abdecken. Das bedeutet ich bin quasi unabhängig von meiner Einkommensquelle aus einem Angestelltenverhältnis oder Unternehmung.
finanzielle FreiheitHier scheiden sich etwas die Geister und ich versuche im Folgenden meine eigene Beschreibung dafür zu finden. Die Erträge aus meinem angelegten Kapital überschreiten deutlich das Niveau der finanziellen Unabhängigkeit. Der Wegfall einer der vielen Einkommensquellen bedeutet keine Einschränkung meines persönlichen Lebens. Ganz im Gegenteil es können weiter erhebliche Kapitalmengen reinvestiert werden um meine Kaufkraft weiter zu erhöhen. Mein Vermögen versetzt mich theoretisch in die Lage geographisch unabhängig mehrere Wohnsitze zu haben und ich kann jeden erdenklichen Hobby frei nachgehen.

Was brauche ich eigentlich um frei zu sein?

Gemäß des letzten Abschnittes benötige ich um finanziell frei zu sein mehr als den Status der Unabhängigkeit. Die finanzielle Unabhängigkeit lässt sich aber ganz gut berechnen. Im folgenden habe ich ein Beispiel zusammengestellt. Bei den Zahlen handelt es sich um keine exakten Werte. Du musst für dich deine Werte selbst berechnen. Wohnst du zum Beispiel in einer Großstadt könnte die Miete erheblich höher sein. Nebenkosten können auch ganz von diesem Beispiel stark abweichen.

monatliche AusgabenHöhe in €
Miete700 €
Nebenkosten (Strom, Wasser, Müll)100 €
Auto / Nahverkehr70 €
Versicherung(en)10 €
Lebensmittel400 €
Gesamt1280 €

Auf das gesamte Jahr gerechnet braucht man nach dem Beispiel Netto 15.360 €. Netto deswegen weil du davon ausgehen musst, dass du dieses Geld aus Kapitalerträgen, Mieten oder Zinserträgen erwirtschaften musst. Da greift Vater Staat leider zuerst zu. Die Höhe und was besteuert wird kann von Land zu Land unterschiedlich sein. In Deutschland wird zum Beispiel auf Kapitalerträge eine Steuer in Höhe von 25% zusätzlich Solidaitätszuschlag und eventuell noch Kirchensteuer fällig. Im Fall du bist nicht in der Kirche sind das dann 26,38% Steuern auf Kapitalerträge wie Dividenden. Gemäß Beispiel brauchst du also 19.412 € an jährlichen Einnahmen um mit diesem Beispiel finanziell unabhängig zu sein.

Wieviel Kapital benötigt man aber insgesamt? Wie groß muss mein Kapitalstock sein?

Kennst du schon die 4% Regel? Diese sagt aus, dass man durchschnittlich 4% seines Vermögens jährlich entnehmen kann ohne das langfristig das Gesamtkapital schrumpft. Dieser Aussage zur Grunde liegt die langfristige Entwicklung an Aktien- und Anleihenmärkten (nur die US Märkte wurden betrachtet). Es ist eine sehr einfache Regel lässt aber auch Einiges außen vor. Was ist zum Beispiel wenn du im Alter höhere Kosten für medizinische Behandlungen hast? Ich denke sie ist aber ein erster Indikator über die Kapitalmenge die wir benötigen. In unserem Beispiel sind das dann in etwa 485.300 €.

Möchtest du ganz ohne Arbeit als Angestellter auskommen musst du weitere Überlegungen in dein Kalkül einbeziehen. Da ist dann zum Beispiel das Thema Krankenversicherung. Nehmen wir an du versicherst dich freiwillig. Dann musst du dafür monatlichen Ausgaben von etwa 700€ bis 900€ veranschlagen. Deine jährlichen Bruttoeinnahmen um deine Ausgaben zu decken erhöhen sich damit auf mindestens 30.000 €. Nach der 4% Regel sind das dann 750.000 € an Kapitalstock den du benötigst.

Buh, das ist ne ganze Menge an Holz. Und dabei ist das noch ein Beispiel mit sehr kleinen monatlichen Ausgaben. Ich als Großstädter mit Familie benötige mindestens die doppelte Menge an Kapitalstock um mich halbwegs als finanziell unabhängig zu betrachten.

Gedanken zu möglichen Investmentformen

Nun da wir eine Idee davon haben was wir in etwa für unser Ziel benötigen möchte ich einige Gedanken zu möglichen Investments mit dir teilen.

Dividendenaktien

Dividendenaktien sind eine gute Möglichkeit sich einen stetigen Cashflow aufzubauen. Dividenen sind aber nicht sicher. Börsengehandelte Unternehmen sind nämlich nicht dazu verpflichtet Dividenden auszuschütten. In Krisenzeiten kann es sogar passieren, dass Unternehmen die Dividenden kürzen oder ganz streichen. Um diesem Problem entgegenzuwirken gibt es unterschiedliche Strategien. Statt sich nur die Aktien eines Unternehmens ins Depot zu legen macht es Sinn möglichst viele Aktien aus unterschiedlichen Sektoren und Länder zu kaufen. Noch einfacher lässt sich das mit einem ETF umsetzen. Beispiele für solche ETFs sind der Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield (A1T8FV) oder der SPDR S&P Global Dividend Aristocrats (A1T8GD). Alternativ zu den ETFs kann man auf einzelne Dividendenaristokraten setzen. Das sind Unternehmen die mindestens die letzten 25 Jahre ihre Dividende stetig erhöht haben. Sogenannte Dividendenkönige haben ihre Dividende sogar über einen Zeitraum von 50 Jahren stetig erhöht.

Die Höhe der Dividende ist von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich. Bei großen bereits etablierten Unternehmen, sogenannten Blue Chips, kann man in etwa mit einer Dividenden Rendite von 0,5% bis etwa 4.5% p.a. rechnen. Damit kannst du dir schnell ausrechnen welchen Kapitalstock du für deine Unabhängigkeit benötigst. Ein sehr wichtiger und oft nicht gleich ersichtlicher Fakt bei dieser Strategie ist die Erhöhung der Dividende. Nur als kleines Beispiel. Ein Unternehmen erhöht seine Dividende jährlich um 10%. Dann hat sich die Dividende nach etwas mehr als 7 Jahren verdoppelt. So mancher Investor sucht sich deswegen gezielt Unternehmen heraus welche die Dividende jedes Jahr stark erhöhen.

Wem das Thema Dividendenaktien näher interessiert dem kann ich folgenden Artikel vom Aktienfinder empfehlen. Allgemein finde ich ist der Aktienfinder eine gute Ressource. Selbst in der kostenlosen Variante erhält man bereits einen guten Überblick.

P2P Kredite

Die Möglichkeit in Peer to Peer Kredite zu investieren gibt es seit etwa 2009. Mittlerweile haben sich dutzende Anbieter etabliert. Die Höhe der erzielbaren Zinsen variert je nach Anbieter. Man kann von etwa 6.5% bis zu 14% p.a. ausgehen. Viele der P2P Plattformen bieten die Möglichkeit einer Absicherung gegen Zahlungsausfall. Aus Erfahrung weiß ich aber das es oft lange dauern kann bis man bei Zahlungsrückständen sein Geld sieht. Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland haben einige Anbieter hart getroffen. Man sieht hier ganz deutlich die Risiken eines solchen Investments. Im Gegensatz zu Dividenden erhöhen sich die Zinsen nicht über die Zeit. Als Beimischung im einstelligen Prozentbereich eines diversifizierten Portfolios finde ich P2P jedoch eine gute Ergänzung zu klassischen Anlageformen. Sehr ausführlich über P2P Kredite berichtet Lars Wrobbel in seinem Blog. Dort hole ich mir gern Informationen.

Krypto-DeFi

Für mich ist der DeFi-Sektor die Zukunft. Dezentrale Finanzen ohne Mittelsmann wie eine Bank. Im Prinzip gibt es drei Möglichkeiten Cashflow zu erzeugen. Das sind Krypto-Lending, Krypto-Staking und Liquidity Mining (Yield Farming). Beim Krypto-Lending verleihst du deine Coins und erhältst dafür einen Zins. Im Regelfall liegt der bei etwa 4% bis 10% p.a. . Staking ist ein Konsensmechanismus. Statt wie beim Proof of Work eine kryptologische Aufgabe zu lösen stellt man Geld zur Verfügung und erhält dafür einen gewissen Anteil an durch die Blockchain ausgeschütteten Coins. Die Staking Belohnung hängt von der Blockchain ab. Man kann von 4% bis über 50% Belohnung p.a. ausgehen. Manche Blockchains schütten auch noch deutlich mehr aus. Eine hohe Inflation ist aber nicht unbedingt wünschenswert weil sie natürlich auf den Kurs drückt. Ziel sollte es sein, dass ein Coin möglichst einen deflationären Charakter hat. Damit lässt sich langfristig bei gleicher Nachfrage der Kurs in die Höhe treiben. Und das sollte das Ziel bei diesem Investment sein. Liquidity Mining ist eine weitere sehr erträgliche Form wie man mit Krypto Cashflow erzeugen kann. Man gibt seine Coins in einen Liquidity Pool. Diese Pools gehören zu dezentralen Börsen und stellen sicher das Coin-Paare stabil gehandelt werden können. Man muss sich das so vorstellen als ob man Anteilseigner an einer Börse ist. Wer an dieser Börse Coins gegen andere tauscht zahlt eine kleine Gebühr dafür. Diese Gebühr wird dann an diejenigen ausgeschüttet die Liquidität für diese Börse zur Verfügung stellen. Liquidity Mining Rewards können durch aus über 100% p.a. hoch sein. Hohe Renditen ziehen jedoch häufig weiteres Kapital an was dann die Höhe der Rendite langfristig senkt.

Der prozentuale Cashflow bei DeFi-Anwendungen ist sehr hoch gegenüber klassischen Investments. Man muß jedoch beachten das die Rewards beim Staking und Liquidity Mining in Form des Blockchain Coins ausgeschüttet werden. Sinkt der Kurs des Coins stark ab dann veringert sich der Cashflow extrem. Altcoins haben eine hohe Volatilität. In Bärenmarktphasen muss man mit 80% Kursrückgängen rechnen. Das sollte man immer in sein Kalkül einbeziehen wenn man in Kryptobereich investieren möchte.

Prinzipien auf die wir achten sollten

Wenn es so einfach wäre gebe es wahrscheinlich viel mehr wohlhabende Menschen die vollkommen selbstbestimmt ihr Leben können. Unsere moderne Informationsgesellschaft bietet aber hervorragende Möglichkeiten herauszufinden wie man es erreichen kann. Ich möchte im Folgenden einige Prinzipien aufzeigen die von wohlhabenden und erfolgreichen Menschen angewandt werden. Und nach denen wir uns ausrichten sollten um unser eigenes Ziel ebenfalls zu erreichen.

  • Gib weniger aus als du einnimmst. Das klingt erst einmal intuitiv und einleuchtend aber hier scheitert es schon bei Vielen. Ich verstehe unsere Konsumgesellschaft ist verlockend aber ohne dir Geld zurückzulegen wird das nichts. In dem Zusammenhang wird gern der Begriff verwendet „sich selbst zu erst bezahlen“. Damit ist nichts anderes gemeint als, dass man wenn Geld reinkommt einen bestimmten Teil gleich fix zur Seite legt. Ich habe dafür ein Tagesgeldkonto dort wird automatisch jeden Monat Geld von meinem Girokonto überwiesen. Das Geld ist zunächst weg und man kann es nicht so leicht verkonsumieren. Ist eine einfache Methode aber sehr effektiv.
  • Geld investieren statt nur „sparen“. Nach einer Auswertung von Statista von 2021 nutzen 43% der Befragten ein Sparbuch aber nur 17% von Ihnen investieren ihr Geld in Aktien. Auf dem Sparbuch gibt es quasi keine Zinsen. In Zeiten der Inflation kommt das dem Verbrennen von Geld gleich. Um finanziell frei zu werden muss man aber sein Geld so anlegen das sich die eigene Kaufkraft langfristig erhöht.
  • Mehr Geld verdienen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan und als Angestellter sind deine Möglichkeiten nach oben begrenzt. Als Unternehmer, mit eigenen Angestellten, sieht das häufig schon anders aus. Viele finanziell unabhängige bzw. freie Menschen sind durch eine unternehmerischer Tätigkeit frei geworden.
  • Lifestyleinflation vermeiden. Wenn wir plötzlich mehr Geld verdienen, zum Beispiel nach der Ausbildung oder Studium im Job, neigen wir automatisch dazu auch mehr Geld als vorher auszugeben. Ein Auto, zwei Urlaube pro Jahr, schicke Klamotten und regelmäßig auswärts Essen gehen gehören dann häufig dazu. Unser Leben ist begrenzt und wir sollten es definitiv geniessen. Also bitte nicht falsch verstehen. Jedoch immer schön mit Achtsamkeit auf die eigenen Finanzen und seine Ausgaben anpassen. Auch hier ist es sinnvoll zusätzliches Geld, wie zum Beispiel Boni, Gratifikaktionen etc. gleich zur Seite zu legen.
  • Geldhebel und Fremdkapital nutzen. Rund ein Viertel des Vermögens deutscher Millionäre steckt in Immobilien. Damit ist aber nicht selbstgenutztes Wohneigentum gemeint sondern Immobilien zur Vermietung. Das ist kein Zufall. Immobilien sind eine hervorragende Möglichkeit Vermögen aufzubauen. Vereinfacht funktioniert das so. Man geht zur Bank und weist nach das man solvent ist. Die Bank gibt dir einen Kredit für eine Immobilie die du gern kaufen möchtest. Sagen wir mal eine Wohnung. Der Kredit deckt 90% der Kaufkosten und Kaufnebenkosten ab. Die restlichen 10% kommen von dir selbst. Die Wohnung vermietest du dann. Nach Abzug von Zinsen, Tilgung, nichtumlegbaren Kosten und Instandhaltungsrücklage von der Miete sollte ein Geldüberschuss vorhanden sein. Der Mieter tilgt in der zwischenzeit deinen Kredit. Auch bei Aktien und im Kryptomarkt kann man mit Fremdkapital arbeiten. Hier ist aber deutlich mehr Vorsicht gefragt damit bei Kursschwankungen die Sicherheit nicht liquidiert wird.
  • Emotionen kontrollieren und Risiken begrenzen. Was mir bei sehr vermögenden Menschen immer wieder auffällt ist, dass sie in Zeiten von großer Gier im Markt anfangen ihr Portfolio umzuschichten. Sie achten sehr stark darauf die Allokation ihres Kapitals in die verschiedenen Assetklassen möglichst ausbalanziert zu lassen. Anders ausgedrückt sie haben nicht das Ziel immer das Maximum in einer Assetklasse zu erreichen sondern langfristig über das gesamte Portfolio maximal zu wachsen.
  • Ziele möglichst genau definieren und Strategien planen. Eine gute Möglichkeit die Emotionen etwas zurückzudrängen ist es sich einen Plan zu machen. Der Plan muss nicht bis ins kleinste Detail ausgearbeitet sein. Wichtig ist das man sich aber Gedanken macht und gewisse Eckpfeiler für sich definiert. Mögliche Fragen sind sehr vielfältig. In was möchte ich zum Beispiel investiereren? Wieviel möchte ich investieren? Bis wann möchte ich einen gewissen Kapitalstock erreicht haben? Wie häufig schichte ich mein Portfolio um? Wichtig ist es auch immer wieder zu vergleichen was man bereits erreicht hat.

Hat dir mein Beitrag gefallen? Habe ich etwas vergessen? Ich würde mich sehr darüber freuen wenn du mir einen Kommentar da lässt. In diesem Sinne dranbleiben.

Foto von Min An: www.pexels.com


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