Frau hält Geld

In Social Media tauchen immer wieder diese schönen Beispielrechnungen auf die zeigen wie viel Geld du monatlich zurücklegen/sparen musst um nach X Jahren eine Summe Y auf deinem Konto zu haben. In diesem Beitrag möchte ich der Frage auf den Grund gehen „Kann man durch sparen reich werden?“ und falls nicht „Was sind die Voraussetzungen bzw. die Mechanismen um reich zu werden?“. Außerdem möchte ich die Gelegenheit nutzen um mal an ein paar Mythen „wie raus aus dem Hamsterrad“ und „9 to 5 Job“ kratzen.

Durch sparen reich

Wenn wir über sparen reden dann nicht darum, dass wir unser Geld für 0% Zins auf ein klassisches Sparbuch zu legen. Das überlassen wir dann doch lieber dem Finanzminister (kleiner Scherz am Rande). Wir sind Investoren und meinen mit „sparen“ unser Geld anzulegen. Es sinnvoll zu investieren.

Der Begriff „reich“ ist ebenfalls ziemlich schwammig. Im Prinzip bedeutet reich sein für jeden Menschen etwas anderes. Und ist völlig subjektiv. Ich definiere für mich „reich“ als einen Zustand ein Vermögen zu besitzen, dass mir die finanzielle Unabhängigkeit ermöglicht.

Ich bin dann finanziell unabhängig wenn ich durch meine Zinseinnahmen so leben kann wie durch mein Derzeitiges Einkommen aus dem Angestelltenverhältnis. Das ist noch keine finanzielle Freiheit. In dem Fall stehen mir noch größere Zahlungsströme zur Verfügung die es ermöglichen alle möglichen Träume und Wünsche zu erfüllen. Das können zum Beispiel ausgedehnte Reisen, Autos oder Luxusimmobilien sein.

Durch sparen wirst du leider nicht reich. Sparen bildet aber die Grundlage um reich zu werden. Das klingt zwar erst einmal Paradox aber es ist die Wahrheit. Du lernst bzw. erreichst nämlich durch sparen in erster Instanz folgendes:

  • dich selbst zu disziplinieren
  • auf sinnlosen Konsum / Dinge kaufen zu verzichten
  • dir Gedanken um Geld und Vermögensaufbau zu machen
  • erhöhst deine Bonität gegenüber Banken

Faktor Zeit

Mit dem Vermögensaufbau kann man nicht früh genug anfangen. Was der Faktor Zeit ausmacht lässt sich sehr deutlich mit der folgenden Grafik veranschaulichen.

Einmal-Anlage von 10.000€, Blau 3% Zins / Orange 5% Zins / Grau 8% Zins

Dargestellt ist die Wertentwicklung einer einmaligen Geldanlage von 10.000€ über eine Laufzeit von über 30 Jahren bei unterschiedlichen Zinssätzen. Bei sehr niedrigen Zinsen von 3% steigt das Kapital die ersten Jahre fast nur linear. Eine Anlage bei Kapitalmarkt üblichen 8% Rendite p.a. lässt das Vermögen nach 20 Jahren deutlich wachsen. Eventuell anfallende Gebühren und Inflation bleiben unberücksichtigt.

Nutze Zeit und den damit verbundenen Zinseszinseffekt aus.

In dem Zusammenhang solltest du dir die Zahl 72 merken. Mit dieser Zahl lässt sich nämlich sehr schnell ausrechnen wie viele Jahre du zur Verdopplung des eingesetzten Kapitals benötigst.

Das funktioniert folgendermaßen. Du teilst die Zahl 72 durch den durchschnittlichen Zinssatz zu dem du dein Geld anlegst. Zum Beispiel bei 1% Zins würde die Verdopplung 72 Jahre dauern. Buh verdammt lang, oder? Aber genau das passiert wenn du dein Geld auf ein Sparbuch legst.

Dabei ist noch nicht einmal die Inflation berücksichtigt. Bei 6% Zins landen wir schon bei 12 Jahren. Und bei 8% (langfristige Rendite bei einer Kapitalanlage in ein breit gestreutes Aktienportfolio) bei 9 Jahren. Das ist schon eher hinnehmbar.

Aber es macht dir auch deutlich wie mühselig und langwierig es ist so sein Vermögen zu vergrößern. Gleichzeitig zeigt es auch, dass du frühzeitig regelmäßig viel Geld zur Seite legen musst. Leider sagt dir das niemand in der Schule oder während des Studiums.

Nun ist das Dilemma aber folgendes. Als junger Mensch hat man erstens häufig andere Prioritäten (Freunde, Partys etc.) und zweitens oft ein geringes Gehalt. Da hilft also nur Disziplin und das Wissen über die Gesetzmäßigkeiten der Verdopplung um die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Humankapital

Da wir nun wissen, dass es sehr lang dauert sein Vermögen zu verdoppeln müssen wir weiterdenken. Es gib nämlich weitere Stellschrauben. Die mögliche Sparrate ist die Differenz aus Einnahmen und Ausgaben. Das ist die simple Wahrheit. Wir können also unsere Ausgaben senken. Dazu hilft dir zum Beispiel das Führen eines Haushaltsbuches. Leider geht das mit dem Einsparen nur bis zu einer bestimmten Grenze.

Viel effektiver ist es seine Einnahmen zu steigern. Das können wir zum Beispiel in dem wir uns wertvoller für potenzielle Arbeitgeber und die Gesellschaft machen und in unsere eigene Bildung und Ausbildung investieren.

Die Investition in sich selbst ist eine der effektivsten Methoden. Und kann dir ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Nehmen wir mich selbst. Ich habe zunächst eine handwerkliche Ausbildung gemacht. Nachdem ich kurze Zeit in meinem Beruf gearbeitet habe merkte ich das ich mehr möchte.

Ich habe mein Abitur nachgeholt und anschließend studiert. Dank dieses Ausbildungsweges habe ich heute ein sechstelliges Jahreseinkommen das ich in den kommenden Jahren weiter steigern möchte. Ohne Weiterbildung wäre das kaum möglich gewesen.

Selbstständigkeit und Unternehmertum

Mit einer gewissen Regelmäßigkeit werden jedes Jahr die Managementgehälter von Vorständen deutscher DAX Unternehmen in der Öffentlichkeit wegen ihrer Höhe diskutiert.

Was die Meisten nicht wissen ein Großteil der Millionäre in Deutschland sind Selbstständige und Unternehmer. Manager dagegen machen nur einen Bruchteil der Millionäre aus.

Als Unternehmer kannst du dein eigenes Einkommen viel stärker als es ein Angestellter könnte skalieren. Unternehmer und auch Investoren nutzen die Arbeitskraft und Arbeitszeit von Anderen. Als Angestellter hast du nur deine eigene begrenzte Arbeitszeit.

Das gilt übrigens grundsätzlich auch für Selbstständige ohne eigene Angestellte. Auch hier ist man zeitlich begrenzt obwohl sich ein größeres Einkommen als bei einem Angestellten erzielen lässt.

In dem Zusammenhang wird gern des öfteren der Cashflow Quandrant des amerikanischen Autors Robert Kiosaki zitiert. Es gibt aber dank der digitalen Revolution eine gewisse Verschiebung des Ganzen. Und Kiosakis Aussagen müssten der Zeit angepasst werden.

Ich möchte hier nur ein Beispiel andeuten. Du kannst zum Beispiel als Selbstständiger Internetunternehmer einen Videokurs erstellen oder ein E-Book veröffentlichen und verkaufen. Kurs und Buch sind 24 Stunden rund um die Uhr verfügbar und durch Einsatz von Werbung kannst du sehr weit skalieren.

Du siehst auch als Selbstständiger hast du die Möglichkeit deine Einkommensströme von der Zeit zu entkoppeln.

Mythen angekratzt

Häufig wird das Unternehmertum als Ausbruch aus dem Hamsterrad und einen 9 to 5 Job gepriesen. Ich möchte das etwas relativieren und eine alternative Sichtweise darstellen.

Die Wirklichkeit sieht nämlich etwas anders aus. Ich spreche aus familiärer Erfahrung. Unternehmer haben keinen 9 to 5 Job nein sie haben schlimmstenfalls einen 24/7 Job. Gepaart mit großer Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern. Wer diesen Weg wählt muss gewillt sein sehr viel zu arbeiten. Dafür ist die Belohnung entsprechend.

Wer glaubt als Unternehmer entflieht man dem Hamsterrad den muss ich leider ebenfalls enttäuschen. Im Regelfall wechselst du nur das Hamsterrad. Ich meine nicht mit einem goldenen Käfig. Nein, mit einen neuen Hamsterrad. Du arbeitest jetzt für die Banken bei denen du Kredit hast. Es bestehen auch weitere Abhängigkeiten nämlich die zu deinen Auftraggebern falls du Produkte oder Dienstleistungen anbietest.

Jetzt kannst du einwenden, dass du es ja für dich selbst machst und du es dir selbst aussuchen kannst. Das ist richtig. Wahre Freiheit wird es aber erst dann wenn du sagen kannst „ich darf“ und nicht „ich muss“.

Also vergiss diesen Glaubenssatz rund um das Hamsterrad. Dem Hamsterrad entfliehst du erst wenn du schuldenfrei bist und genügend Geld aus deinen Unternehmungen herausgezogen hast, dass du von den Zinserträgen leben kannst.

In dem Zusammenhang frage dich auch selbst wer diese Mythen propagiert? Und welchen finanziellen Hintergrund diejenigen Personen haben. Meistens haben die nämlich ihre Schäfchen schon in trockenen Tüchern.

Anderer Leute Geld

Kommen wir auf das Thema Geld verdienen zurück. Um große Vermögen mit wenig Eigenkapital aufzubauen muss man sich fast zwangsläufig Geld leihen. Als Gebühr entrichtet man einen Zins an den Geldverleiher (in der Regel eine Bank) und arbeitet mit dem geliehenen Kapital.

So ist es möglich zweistellige Renditen auf das eigene eingesetzte Kapital zu erwirtschaften. Das nennt man Hebeleffekt (engl. Leverage). Eine klassische Möglichkeit als Privatperson zu hebeln ist der Kauf von Immobilien entweder zur Eigennutzung oder noch viel besser zur Vermietung in Form einer Kapitalanlage.

Hast du jahrelang gespart und eine saubere Haushaltsführung mit monatlichen Überschüssen dann hast du sehr gute Karten. Deine mühevolle Vorarbeit wird sich jetzt verlohnen.

Banken verleihen ihr Geld an Kunden denen sie vertrauen können. Wie erzeugst du Vertrauen? In dem du zeigst, dass du vernünftig mit Geld umgehen kannst. Noch ein weiterer positiver Effekt ist je besser deine Bonität desto niedriger der Zinssatz zu dem du dir Geld leihen kannst.

Ich empfehle dir mal bei dem Blog des Immobilieninvestors Alexander Raue vorbeizuschauen. Er geht sehr transparent mit seinen Zahlen um. Durch die Tilgung seiner Immobilien durch seine Mieter hat er innerhalb von wenigen Jahren ein anschauliches Vermögen aufbauen können.

Fazit

Allein durch stupides Sparen wirst du nicht reich werden. Es bildet aber die Grundlage dafür. Je früher du damit anfängst umso besser. Lege großen Wert auf deine Bildung und Weiterbildung. Sorge dafür dich finanziell zu emanzipieren.

Die Chancen aus einem Angestelltenverhältnis heraus reich zu werden sind gering. Große Vermögen werden zumeist durch unternehmerisches Handeln aufgebaut. Durch sukzessives Investieren bzw. Selbstständigkeit im Nebenerwerb gibt es aber Mischformen zwischen Angestelltenverhältnis und reinem Unternehmertum. Wenn du großes Risiko scheust dann ist das eine Option für dich.

Sei kritisch und bilde dir eine eigene Meinung. Bestimmte Mythen wie zum Beispiel das vielzitierte Hamsterrad entsprechen häufig nicht der Realität.

Um den Turbo in deinem Vermögensaufbau einzulegen nutze die Möglichkeit mit Fremdkapital zu arbeiten. Hier kannst du innerhalb von kurzer Zeit enorm Eigenkapital aufbauen.

Foto: Sharon McCutcheon, www.unsplash.com


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