Für wen lohnt sich die Dividendenstrategie?
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Hallo Investoren in diesem Beitrag mache ich mir Geldgedanken über das sehr beliebte Thema Dividenden und Dividendenstrategie. Wenn man in Social Media (Youtube, Instagram und Co.) danach sucht sieht man wie beliebt dieses Thema ist. Ebenso gibt es eine große Anzahl von Blogartikeln die auf dieses Thema fokussieren. Über die Sinnhaftigkeit und Denkfehler die dieser Strategie innewohnen möchte ich gar nicht so viel schreiben. Es gibt dazu genügend statistische Auswertungen (siehe zum Beispiel Blogbeitrag von Gerd Kommer Invest). Ich möchte aber versuchen zu ergründen warum es für eine bestimmte Gruppe Menschen sinnvoll sein könnte diese Strategie anzuwenden.
Was ist die Dividendenstrategie?
Was ist eigentlich die Dividendenstrategie? Es gibt nicht „Die“ Dividendenstrategie sondern sehr unterschiedliche Herangehensweisen. Sie haben aber alle gemein, dass Wertpapiere von Unternehmen gekauft werden welche regelmäßig Dividenden ausschütten.
Bekannte Strategien sind zum Beispiel:
Was sind aber eigentlich Dividenden? Es handelt sich bei Dividenden um Gewinnbeteiligungen. Die Aktiengesellschaft schüttet einen Teil der Gewinne an seine Aktionäre in Form von Geld oder Sachwerten aus. Der Rest wird ins Unternehmen re-investiert und sorgt somit hoffentlich für steigende Kurse.
Dividenden sind dabei keineswegs garantiert. In wirtschaftlichen Notlagen kann es durchaus vorkommen, dass Dividenden gekürzt oder ganz gestrichen werden. Das solltest du dir als Investor unbedingt merken.
Ein weiterer wichtiger Punkt. Aus unternehmerischer Sicht ist es nicht sinnvoll Gewinn aus dem Unternehmen zu nehmen und den Anteilseignern auszuschütten. Besser wäre es den gesamten Gewinn in einer Periode wieder ins Unternehmen zu investieren. Diesen radikalen Ansatz fährt zum Beispiel die Berkshire Hathaway Holding.
Von Königen, Aristokraten und Champions
Für die qualitative Bewertung von Aktiengesellschaften hat sich in den USA ein System etabliert was die Unternehmen unter dem Gesichtspunkt Steigerung der Dividende beurteilt. Es wird dabei davon ausgegangen, dass Unternehmen die über viele Jahre regelmäßig und ununterbrochen ihre Dividende steigern gut und erfolgreich in ihrem jeweiligen Sektor wirtschaften. Tatsächlich handelt es sich bei diesen Unternehmen häufig um sehr erfolgreiche Bluechips die hervorragend in ihrem Markt aufgestellt sind sowie gute Produkte und Lösungen ihren Kunden anbieten.
Dividenden Champions sind Unternehmen die über einen Zeitraum von 25 Jahren ihre Dividende permanent erhöht haben. Alternativ gibt es für solche Unternehmen die Bezeichnung Dividenden Aristokrat. Beispiele sind PepsiCo, Illinois Tool Works, Caterpillars oder McDonald’s.
Schaffen es Unternehmen über einen Zeitraum von 50 Jahren ihre Dividende zu erhöhen so nennt man sie Dividenden Könige. Bei Firmen wie Johnson & Johnson, Colgate Palmolive, Coca-Cola und 3M handelt es sich um Dividenden Könige.
Wie Eingangs erwähnt ist eine Dividende nicht sicher. Selbst Unternehmen die lange Zeit ihre Dividende erhöhen können Probleme bekommen und ins straucheln geraden. Wir haben keine Glaskugel um in die Zukunft zu blicken. Wer in Einzeldividendentitel investiert sollte sich möglichst breit aufstellen. Das ist natürlich mit wenig Kapital, was die meisten von uns am Anfang haben, schwierig. Alternativ bieten sich dazu spezielle ETFs an.
Dividenden ETFs
Ja die Finanzbranche ist da sehr flink um Trends aufzugreifen. Man kann in ETFs zum Thema erneuerbare Energien oder Wasserstoff investieren oder in ETFs die sich auf Dividenden Unternehmen fokussieren. Nur Beispielhaft seien hier folgende ETFs erwähnt (keine Anlageberatung 😉).
- SPDR S&P US Dividend Aristocrats UCITS ETF
- iShares STOXX Global Select Dividend 100 UCITS ETF
- Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF
Damit kann man sich die Auswahl von Einzeltitel sparen und investiert gleich in einen breiten Korb von vielen Unternehmen. Was aber auffällt sind die höheren Kosten für solche ETFs im Vergleich zu einem World ETF. Ist auch klar weil hier viel aktiver in die Auswahl der Unternehmen von Seiten der Fondsgesellschaft eingegriffen wird.
Letztendlich bleibt es dem Investor selbst überlassen ob er in einen ETF oder in Einzeltitel investiert.
Lohnt sich die Strategie?
Durch die Fixierung auf Titel die Dividenden ausschütten schließt man einen großen Teil des Aktienmarktes von seinem Investment aus. Es gibt hervorragende Unternehmen wie zum Beispiel Apple oder Microsoft die über Jahrzehnte hinweg keine Dividende gezahlt haben aber dafür ein extremes Kurswachstum vorzuweisen haben. Amazon schüttet zum Beispiel bis heute keine Dividende aus.
Dividenden Aristokraten sind meist reife Unternehmen die nur noch langsam wachsen. Außerdem ist davon auszugehen, dass die meisten von uns die eine Dividendenstrategie fahren die Dividenden re-investieren, oder? Warum dann nicht gleich in einen thesaurierenden ETF investieren?
Wir sind aber Menschen mit Emotionen und Gefühlen und hier kommt die Psychologie ins Spiel. Etwas „geschenkt“ zu bekommen ist ein tolles Gefühl. Die Dividende ist eine Art Belohnung. Dabei übersehen wir, dass es aus der Substanz des Unternehmens genommen wird. Ich denke, dass Viele es bevorzugen regelmäßig eine Dividende zu erhalten als sich von einem Anteil eines Unternehmens zu trennen (Verlustaversion). Dabei setzt sich der Kursanstieg doch aus dem Gewinn der im Unternehmen bleibt und der eventuell ausgeschütteten Dividende zusammen. Es ist also unerheblich ob ich einen Gewinn aus reinem Kursanstieg durch Verkauf von Anteilen realisiere oder mir eine Dividende ausgeschüttet wird.
Eines darf man auch nicht vergessen. Wer von Dividenden jetzt leben möchte braucht schon sehr viel Kapital oder muss über sehr viele Jahre diszipliniert viel Geld investieren. Nur als Beispiel um 500€ monatlich Dividende zu erhalten braucht man bei einer durchschnittlichen Dividendenrendite von 3% einen Kapitalstock von 200.000€. Sollte man das verdammte Glück haben und seine Dividendenzahler erhöhen ihre Dividende jährlich um 10% dann dauert es etwas mehr als 7 Jahre damit sich die Anfangsrendite verdoppelt hat. Das ist eine sehr stark vereinfachte Annahme die Steuern, Kursgewinne, Aufstockung und Re-Investition vernachlässigt.
Im Blog vom Aktienfinder findet man eine schöne Auflistung von Dividendeninvestoren mit deren jeweiligen Depotgrößen.
Ich kann es immer wieder nur Gebetsmühlenartig wiederholen. Du wirst durch reines investieren in ETFs oder Einzelaktien nur in den seltensten Fällen reich. Egal ob du in Dividenden- oder Wachstumsaktien investierst. Reich wird man dadurch, dass man viel Geld verdient. Reich bleibt man wenn man sein verdientes Geld breit diversifiziert anlegt.
Fazit
Auf einen langen Anlagehorizont (+25 Jahre) betrachtet ist die Fokussierung auf Dividendenaktien für mich nicht sinnvoll. Man verschließt sich gegenüber einen großen Teils des Aktienmarktes. Durch ein Investment in einzelne Titel besteht für mich auch die Gefahr einer emotionalen Bindung und damit eines ständigen kaufen und verkaufen von Titeln. Dabei entstehen Kosten. Nur wer sehr rational ist schafft es in schwierigen Marktphasen die Augen zu schließen und sein Investment zu halten.
Dividenden haben aber den psychologisch positiven Effekt der Belohnung auf uns Menschen. Eine Strategie die darauf abzielt hilft dem Anleger sich selbst zu disziplinieren und dran zu bleiben. Ich denke hier liegt der Kern des Erfolges derjenigen die diese Strategie verfolgen. Wer also ständig eine Bestätigung bzw. Belohnung braucht für den ist diese Strategie genau das richtige.
Wer jetzt von Dividenden leben kann hat bereits sehr viel Geld in Aktien investiert. Dieses Geld stammt dann für die Meisten aus unternehmerischer Tätigkeit bzw. sie haben über einen langen Zeitraum diszipliniert sehr viel Geld investiert. Erbschaften, Lottogewinne bleiben hier mal unberücksichtigt.